Abschlussbericht des Spendenaufrufs für Kinder aus Bolivien

Eine aufregende, anstrengende, aber vor allem beeindruckende Zeit ist in den letzten zwei Wochen vergangen. Doch bevor ich Ihnen gleich alles erklären werde, möchte ich zuerst ein bisschen erzählen, wie alles verlaufen ist.
Angefangen hat alles mit meiner Freundschaft zu Lehrerin Elisabeth. Durch Erzählungen und Besuche in der Schule in Wilajaya, bin ich zu dem Entschluss gekommen einen Spendenaufruf zu starten, um den Kindern Schulsachen kaufen zu
können, da es einigen nicht einmal möglich ist, einen Bleistift zu kaufen. Also habe ich einen zweiseitigen Brief verfasst und an meine Familie und Freunde geschickt. Ich möchte mich hiermit bei allen bedanken, die sich die Mühe gemacht haben den Brief weiterzuleiten. Dadurch sind immer mehr Spenden eingegangen und ich konnte schlussendlich die Entscheidung treffen, einer weiteren Schule zu helfen. Daher habe ich mich mit Professor Nestor, einem Bekannten von mir, zusammengeredet und auch ihm die freudige Nachricht überbringen können die Kinder seiner Schule mit Schulsachen unterstützen zu können.


Ende März ist meine Mama zu Besuch gekommen und wir haben gleich die Chance genutzt zusammen die Schulsachen zu besorgen und in den Schulen zu verteilen. Doch das war alles nicht so einfach, wie gedacht. Wir sind in ein Schreibwarengeschäft gegangen, das größere Mengen verkauft. Mit meiner Einkaufsliste, die ich
bestimmt drei- bis viermal durchgegangen bin, sind wir am Schluss mit vier großen Kisten heimgekommen und waren somit bereit für die Schulkinder.


Am Montag, den 2. April 2018, haben wir uns in der Früh mit Lehrerin Elisabeth auf den Weg in die Schule der Gemeinde Wilajaya gemacht. Die Kinder waren zuerst noch verlegen, was wir wohl hier machen mit den Sachen. Doch schnell konnten wir vor lauter Fragen gar nicht mehr aus. Nach dem üblichen Montagsritual in der Schule ging es ab in die Klassenräume und es wurde bis zur Pause, in der die Übergabe der Schulsachen geplant war, brav gelernt. Man möchte sich ja Vieles vorstellen, aber eine Sache wie diese wäre sicherlich keinem von Ihnen in den Sinn gekommen, nicht einmal mir (und ich bin schon halb Bolivianerin:-)). Während wir alles schön aufgestellt haben sind immer mehr und mehr Eltern gekommen. Bis schlussendlich alle Eltern von den Kindern da waren, um bei der Übergabe dabei zu sein. Aber das war nicht das Einzige. Nachdem die Lehrerin ihre Rede gehalten hatte, habe auch ich einige wichtige Worte an die Kinder gerichtet.
Ganz unerwartet hat ebenfalls der Eltervertreter das Wort ergriffen und ist mit einigen Eltern zu uns gekommen. Und jetzt das unerwartete- um uns als Dank etwas zu schenken. Einen roten Poncho, einen braunen Schal, einen Blumenkranz, eine selbstgemachte Haube und ein kleines Täschchen. Geschenke wie diese sind hier üblicherweise an höhere Autoritäten zu überreichen, aber das mir einmal so eine Ehre zu Teil wird, hätte ich mir nie vorstellen können.

Den Tränen nahe, konnte ich dann den Kindern ihre Schulsets übergeben und sie mit einem glücklichen und ganz aufgeregten Gesicht sehen. Kaum fertig, hatten die Eltern
noch Aptapi, ein typisches Gemeinschaftsessen im Altiplano in Bolivien, vorbereitet. Es
wurde gegessen, geredet und vor allem sehr viel gelacht. Mit ganz vielen Emotionen und
Eindrücken mussten wir uns mittags leider wieder verabschieden. Doch Eines weiß ich
ganz bestimmt. Das war nicht das letzte Mal in dieser Schule.


Am Mittwoch, den 4. April 2018, haben wir uns, ebenfalls in der Früh, mit Professor Nestor
zu seiner Schule auf den Weg gemacht. Angekommen wusste ich nicht wer aufgeregter war, die Kinder oder ich. Sie haben extra für diesen Besuch einen sogenannten Altar aufgebaut zu Ehren unseres Besuchs. Ebenfalls haben die Kinder einige Lieder und
Gedichte vorbereitet, bevor wir auch ihnen ihre Schulsets überreichen konnten. Freudig stellten Sie sich in einer Reihe auf und einer nach dem anderen erhielt sein Paket. Auch hier bin ich ohne Erwartungen angekommen, doch wurde ich ebenso überrascht von den Eltern. Wir bekamen ein typisches Täschchen geschenkt, Aptapi wurde ausgebreitet und zum Schluss bekamen wir noch einen großen Sack mit Kartoffeln und Chuño (eine spezielle Kartoffel) geschenkt. Auch hier tat es mir leid mich verabschieden zu müssen, aber ebenso ist es ein Abschied, der nicht für immer ist.


Jetzt sind Sie sicher gespannt, was die Kinder denn alles an Schulsachen erhalten haben und fragen sich, wieso ich das nicht einfach aufzähle und damit das Projekt abgeschlossen ist. Ich wollte Ihnen bewusst machen, dass es hier um viel mehr geht als
um ein paar Schulsachen. Ist Ihnen aufgefallen, dass in den zwei Schulen jeweils eine derartige Dankbarkeit da war? Nicht nur im Sinne von Geschenken, sondern viel mehr im Sinne von Gemeinschaft, Zusammenhalt. Eine Eigenschaft, die in unserer Gesellschaft oft vergessen wird. Für uns kaum vorstellbar: Man kommt in ein fremdes Land, sammelt Spenden und schenkt Kindern aus ärmeren Verhältnissen Schulsachen, ganz ohne Erwartungen einer Gegenleistung und wird schlussendlich noch mehr beschenkt, als man selbst geben konnte. Das ist eine Weisheit, die ich selbst noch gerne mitgeben würde.
Die wir uns alle ein Stück weit bewusst machen sollten. Mehr zu geben, auch wenn andere mehr an Materiellem mehr haben.
Nun, jetzt lasse ich Sie wirklich nicht mehr länger zappeln. Folgende Schulsachen konnten
wir für jedes Kind besorgen: drei Bleistifte, Spitzer, Radiergummi, einen roter und blauer
Kugelschreiber, Buntstifte, Wasserfarben, Ölkreiden, einen UHU, eine Schere, eine Mappe für Zetteln und ein Geometrieset. Weiters haben wir für zwei Schulen jeweils zwei Klammermaschinen mit Nachfüllung gekauft, 6 große Flaschen Bastelleim, zwei Packungen weißes Papier in unterschiedlichen Größen, Marker in drei verschiedenen Farben, 4 Packungen kariertes Papier, zwei Packungen Pinsel, zwei Tixomaschinen mit Nachfüllung, Straßenmalkreiden und ein Stempelset. Für die Schule in Wilajaya haben wir zusätzlich noch einen Volley-, Basket- und Fußball, sowie Taschenrechner gekauft.
Einen ganz besonderen Dank möchte ich noch an Frau Loipold und ihre Tochter
aussprechen, die in Ihrer Freizeit 30 Federpenale mit Liebe genäht haben (über die sich
die Kinder übrigens äußerst gefreut haben und nun am Überlegen sind, nicht in Werken
auch solch schönen Täschchen zu nähen) - vielen lieben Dank!


Ich möchte mich von Herzen bei allen bedanken, die mir ihr Vertrauen geschenkt und den
Kindern in Bolivien ihre Unterstützung gegeben haben. Auch, wenn Sie es nicht selbst
sehen können, aber Sie haben Schulkindern in Bolivien auf dem Weg in eine bessere
Zukunft geholfen. Es fehlen mir leider die Worte, um meinen größten Respekt und Dank
an Sie auszusprechen. Danke - muchísimas gracias!
Mit herzlichen Grüßen aus Carabuco, Bolivien
Theresa Barth

 

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